10 Jahre MOMO Kinderpalliativzentrum Rückblick – Entwicklung
Der Bedarf an mobiler Betreuung war groß – Dr.in Martina Kronberger-Vollnhofer hatte schon während ihrer 20-jährigen Tätigkeit als Kinderärztin und Palliativmedizinerin oft den Wunsch schwerstkranker Kinder wahrgenommen, zu Hause bei ihren Familien zu sein und dort auch betreut zu werden.
Sie hat mit der Gründung die MOMO-Leitung übernommen und mit einer zweiten Mitarbeiterin begonnen, das Team und die mobilen Leistungen Schritt für Schritt aufzubauen.
Auf eine zweite Ärztin folgte die Ehrenamtskoordinatorin mit einem kleinen Team an ehrenamtlichen Mitarbeiter:innen, anschließend hat sich mit einer Sozialarbeiterin und einer Psychologin das psychosoziale Team formiert, das später noch um die Bereiche Musik- und Physiotherapie erweitert wurde, ebenso wie der Bereich Pflege mit eigenen Mitarbeiterinnen.
Neben der medizinisch/pflegerischen Betreuung kam der psychosozialen Arbeit bei MOMO von Anfang an ein hoher Stellenwert zu. Familien, die in hohen Belastungssituationen leben und mit der Diagnose ihres Kindes plötzlich mit finanziellen und arbeitsrechtlichen Fragen konfrontiert sind, werden auf Wunsch sozialarbeiterisch unterstützt und psychologisch betreut. Irmgard Hajszan-Libiseller, Leiterin des psychosozialen Teams und Sozialarbeiterin bei MOMO, kennt die Förderstellen, erklärt den Familien Unterstützungsmöglichkeiten, bereitet gemeinsam mit den Eltern Anträge vor und begleitet die sie durch den bürokratischen Dschungel. Die psychologische Begleitung der Familien umfasst ein breites Spektrum – von punktueller Begleitung in Krisensituationen, über Langzeitbegleitung während der Krankheit bis hin zur Begleitung während der Sterbephase und über den Tod eines Kindes hinaus.
2021 startete eine psychologisch und musiktherapeutisch begleitete Geschwistergruppe, die auch von ehrenamtlichen Mitarbeiter*innen unterstützt wird.
Aktuell
Heute besteht das multiprofessionelle MOMO-Team aus 21 hauptamtlichen Mitarbeiter:innen und rund 50 ehrenamtlichen Hospizbegleiter:innen. MOMO ist ab der Diagnose der lebensbedrohlichen oder lebensverkürzenden Erkrankung eines Kindes, und über den Tod hinaus, für die ganze Familie da – im Lachen und im Weinen. So einzigartig wie jedes schwerstkranke Kind und jede familiäre Situation ist, so individuell geht auch MOMO auf den Bedarf an Betreuung ein.
Sieben Kinderärzt:innen und eine Palliativmedizinerin stehen an 365 Tage im Jahr bereit, um sich in kritischen Zeiten um die kleinen Patient*innen zu kümmern. Das schaffen sie gemeinsam mit vier diplomierten Gesundheits- und Krankenpflegerinnen, die den Familien bei der Pflege ihrer schwerstkranken Kinder helfen und das Palliativteam koordinieren. Zwei Sozialarbeiter:innen, drei Gesundheitspsycholog:innen, eine Musiktherapeutin, eine Physiotherapeutin, eine ehrenamtliche Seelsorgerin, ein Büroteam und ein Hospizteam mit rund 50 ehrenamtlichen Hospizbegleiter:innen unterstützen die Familien bei ihren alltäglichen Sorgen und bringen oft ersehnte Abwechslung in die besuchten Haushalte.
10 Jahre MOMO in Zahlen
In den letzten 10 Jahren hat das wachsende MOMO-Team
- über 450 Kinder und ihre Familien betreut
- über 43.958 Einsatzstunden geleistet
- über 38.347 Hausbesuche und telefonische Beratungen absolviert
- über 24.800 Stunden ehrenamtlich unterstützt
Vision und Vorausschau
Das derzeit rein mobile Angebot wird gerade um ein tagesstationäres Angebot – den MOMO ZeitRaum – erweitert. Ab der zweiten Jahreshälfte 2023 sollen dort vielfältige Leistungen und Angebote möglich sein – für erkrankte Kinder, gesunde Geschwisterkinder, Eltern und betreuende Angehörige. Der MOMO ZeitRaum versteht sich als wertvolle Ergänzung und Erweiterung zum bestehenden mobilen Kernangebot „MOMO zu Hause“ durch das multiprofessionelle MOMO-Team.
Fehlt es in der häuslichen Umgebung an Raum, können hochkomplexe Pflege-, Therapie- und Versorgungsbedürfnisse auch im MOMO ZeitRaum stattfinden. Neben medizinisch/pflegerischen Angeboten, entsteht ein Raum für Beratung, Geschwistergruppen und Trauergruppen ebenso wie für unbeschwertes Zusammenkommen, Feste und Vernetzung. Fehlt es an Zeit, wissen Eltern ihre erkrankten Kinder und Jugendlichen in den besten Händen im MOMO ZeitRaum, während sie selbst für ein paar Stunden Entlastung finden können.
Öffentliche Förderung
Martina Kronberger-Vollnhofer trat mit ihrem Team immer wieder und schon zu Beginn von MOMO vehement dafür ein, dass eine flächendeckende Hospiz- und Palliativversorgung für Kinder und Jugendliche in Österreich geschaffen werden muss, die auch entsprechender öffentliche Finanzierung bedarf. Mit dem Hospiz- und Palliativfondsgesetzt, das 2022 in Kraft getreten ist, ist das zumindest auf dem Papier gelungen.
Aktuell erhält das MOMO Kinderpalliativzentrum Förderungen der Stadt Wien, die in etwa 25 Prozent des mobilen Angebots decken. Die restlichen 75 Prozent sowie der gesamte finanzielle Aufwand rund um den MOMO ZeitRaum wird aus Spendengeldern finanziert.
Spenden und Helfen
Ehrenamtliche Mitarbeiter:innen sind essenziell für die Begleitung der Familien. Voraussetzung dafür ist der Kurs zur Lebens-, Sterbe- und Trauerbegleitung und die Bereitschaft, regelmäßig Zeit mit erkrankten Kindern, gesunden Geschwisterkindern und Eltern zu verbringen.
Das wachsende Angebot von MOMO ist durch unzureichende öffentliche Finanzierung nach wie vor stark von Spenden abhängig.
Fotocredit: StefanieJSteindl
v.l.n.r. Dr.in Martina Kronberger-Vollnhofer, Irmgard Hajszan-Libiseller, DSAin, MA, Dr. Gernot Engstler, Theresa Garber